Vereinigung Chiemgauer Mineralien- und Fossilienfreunde Traunstein e.V.
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Sensationeller Krabben-Fund im Wald

Bei der Prospektion nach so gut wie vergessenen Fundstellen für eozäne Fossilien war ich 2022 im Gemeindegebiet von Teisendorf unterwegs.

„Da gibt’s Krabben, da hinten im Wald bei den alten Steinbrüchen.“ Wo genau, wusste keiner der alten Sammler mehr, weil die kleinen Steinbrüche längst verwachsen sind. Jahrzehntelanger Laubeintrag und Baumwuchs haben aus den Halden und Steinhaufen einen normalen Waldboden gemacht. Wo ein Steinbruch war und wo eine natürliche Felswand, ist nicht mehr zu erkennen.

Ich wusste, dass die Krabben in eiförmigen Kalk-Konkretionen mit recht großen Quarzkörnern drinnen waren. Ich hatte zwei ungefähr vor 50 Jahren gefundene Exemplare in die Hände bekommen und präpariert. Das Gestein war ungefähr bekannt.

Also streifte ich durch den Wald und klopfte die ein oder andere Konkretion auf, die aus dem Boden herausschaute. An einer kleinen Senke war ein größerer Brocken aus bräunlichem Sandstein, in dem mehrere Konkretionen steckten.

Es half nichts – zerlegen! Die ersten Eier, die ich daraus bergen konnte, waren ca. 30cm groß und ohne sichtbare Fossilien beim Aufschlagen. In einer kleineren Konkretion fand sich ein Nautilusrest – eine Aturia! Ich war also schon mal zeitlich richtig und auch Fossilien gab es. Als ich die nächste kleinere Konkretion aufschlug, war ganz deutlich das Hinterteil einer Krabbe zu erkennen – mit Beinen! Treffer, die Fundstelle war wiederentdeckt!

Ein weiterer, schwieriger Teil war die Präparation. Das Gestein ist wegen der Quarzkörner zäh und nur mit dem richtigen Werkzeug überhaupt zu meistern. Besonders schwierig ist es, die beiden Scheren nicht zu beschädigen und die Dornen darauf zu erhalten.

Ergebnis: Die Krabbe ist nicht nur vollständig, sondern auch noch besonders ansehnlich eingebettet. Meistens haben fossile Krabben ihre Scheren unter dem Körper verschränkt, die typische Todeshaltung.

Alle 10 Beine (2 Scheren, 8 Beine) sind erhalten! Wirklich sensationell.

Bestimmung: Harpactoxanthopsis tridentatus SCHLOTHEIM aus dem Eozän von Teisendorf

Es wurden danach noch weitere Exemplare gefunden, aber so ein Stück bisher nicht mehr.

Kurt Kment

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