Auf Prospektion im Karwendelgebirge

Der Fossilgehalt der Gesteine des untersten Jura schwankt sehr stark. Meistens sind die Gesteine schnell identifiziert, aber Ammoniten sind selten enthaltenen oder nur noch Reste. Zu dieser Zeit lagerte sich wenig Sediment ab und die Gehäuse lagen oft ganz lange am Meeresgrund frei, wo sie sich allmählich zersetzten oder zerstört wurden. Nur in kleinen Senken wurden die Schalen zugedeckt und konnten sich erhalten. Wie auch heutzutage noch waren da sicher Strömungen mit im Spiel.

In der Nähe von Hinterriß entdeckte ich vor ein paar Jahren direkt an einer Forststraße einen abgestürzten Brocken, der voll mit angewitterten, aber recht gut erhaltenen Ammoniten war. Ich setzte weiter oben in der Felswand den Meißel an und konnte auf Anhieb zwei recht große Ammoniten aus der sogenannten „marmoreum-Kruste“ bergen: Schlotheimia pachygaster und Angulaticeras marmoreum. In dem Horizont sind die Ammoniten dunkelbraun von Eisenoxid überzogen. Die Gesteinsschichten liegen überkippt, d.h., dass die älteren Bänke zuoberst sind und es nach hinten in den Hang immer jünger wird.  

Bei einer Folge-Exkursion arbeitete ich ungefähr einen Quadratmeter der Kruste frei, bis ich merkte, dass die Kalkbank direkt vor (=unter) der marmoreum-Kruste seltene, hellbraune Ammoniten enthielt. Also durchsuchte ich den nachlässig nach unten geworfenen Schutt und entdeckte eine ganz spezielle Fauna aus einem sehr engen Zeitbereich, im Bild: Alpinoceras seebachi, Alpinoceras haueri, Sunrisites hadroptychum. Die gibt es nicht oft zu finden, warum auch immer.

Weitere Besuche später ergänzten die Fauna dieser Fundstelle, wie z.B. Discamphiceras atanatense. Nach einigen Metern enthielt das Gestein bereits wieder fast keine Ammoniten mehr.  Dafür gabs Erdbeeren. Die bereits stark verwitterten Funde habe ich geschliffen; zwei zeigen einen besonders schönen Kontrast. Beide stammen aus der Bank mit der seltenen Fauna.

Die Prospektion geht weiter…

Kurt Kment